hansnarlafotografie & buchgestaltung

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Zwei Kurzgeschichten von mir und im weiteren Werbung für Buchprojekte 

Mein Augenmerk 

Meine Texte sind komisch bis tragisch. Manchmal sind sie verwirrend, lösen sich doch zum Ende hin. Ich will Schicksale aufdecken und für bestimmte Themen sensibilisieren 😉 Ich bin noch nicht soweit eBooks zum Download anzubieten, aber ich möchte einen kleinen Einblick in mein Schreiben geben und mache Werbung für meine und andere Buchprojekte.

Demnächst folgt der zweite Teil zu meiner Geschichte "Noch hundert Jahre Menschheit"

Die Nacht und 33 Bewohner 

“Guten Morgen.”

“Geht's Ihnen nicht gut?”

“Ich brauche einen Kaffee!”

“Ich auch!”, brüllt ein anderer aus dem ersten Stock.

“Sind etwa alle wach?”, fragt die Nacht Dienstlerin entrüstet.

Dreiunddreisig Bewohner brüllen gleichzeitig:

“Jaaaa! Und wir wollen auch Kaffee und zwar nicht nur einen!”

Die Nacht Dienstlerin wieder entrüstet, aber laut:

“Das geht so nicht!”

Der Erste, der nach dem Kaffee gefragt hatte:

“Kriege ich jetzt doch keinen?”

Die dreiunddreisig Bewohner fast gleichzeitig:

“Und wiiiiir?”

Boah, jetzt muss ich als Schabernack Schreiber echt Mal eine Geschichte erzählen. Mir ist das ganze vorangegangene niemals untergekommen, aber ich durchzeche wieder eine Nacht ohne mich mit Kaffee darauf vorbereitet zu haben. Und wisst ihr, was ich von der Nacht Dienstlerin anstatt eines Kaffee bekommen habe?

Eine Flasche ORANGENSAFT.


Satire leicht gesprochen oder halb herunter geschluckt 


Es war einmal ein Satire Künstler. Er öffnete abends, vor dem zu Bett gehen, das Fenster auf kipp. Die frische Luft beim Schlafen tat ihm sonderlich gut. Dadurch schnarchte er nicht bis spät in den Morgen, sondern wachte stets und immer sehr früh auf.

Eines Morgens schnappte er sich sein Handy, auf dem er seine Satire Texte verfasste, stellte sich einen morgendlichen Kaffee daneben und begann eine Kurzgeschichte zu schreiben. Er nannte die Kurzgeschichte, Satire leicht gesprochen, oder halb herunter geschluckt.

Nach der Überschrift genehmigte er sich einen Schluck Kaffee, den er am liebsten mit Milch und Zucker trank. Er musste dabei schmunzeln und verschluckte sich beinahe an dem süßen Kaffee. Was kommt als nächstes? Fragte er sich leicht hustend und schluckte hinterher.

Vielleicht sollte ja dieser Text entstehen? Doch bin ich der Satire Künstler? Ich finde meine Texte nicht einmal witzig. Doch bei dem Satz hätte ich mich an seiner Stelle wohl verschluckt. Denn wir leiden wohl beide unter einer Persönlichkeitsstörung.

Tatsächlich hatte ich letzten Abend das Fenster auf kipp gestellt. Tatsächlich hatte ich nur wenige Stunden geschlafen und war ausgeruht um ein Uhr morgens aufgestanden. Tatsächlich sitze ich im Bett und schreibe gerade.

Doch jetzt muss ich richtig schlucken.

Denn mir fehlt der Kaffee. Geschweige denn, Milch und Zucker.

So, jetzt komm Mal klar, Hans Narla, ich bin ich und schreibe eine Kurzgeschichte.

Hätten wir das Problem gelöst.

Und der Kaffee?

Das wird wohl noch Stunden dauern, denn die Geschäfte machen erst in ein paar Stunden auf und ich habe weder Kaffee, noch Milch, noch Zucker da.

Aber eine Tasse?

Ha!

Einen Löffel?

Ha!

Ich kann ja witzig sein!

Was ist Satire überhaupt?

Ich mache mich doch nur über mich lustig.

Das ist doch Humor.

So, jetzt schlucke ich einen lachenden Brüller herunter, denn ich bin nicht alleine zu Hause. Neben mir schnurrt meine Katze. Mir knurrt der Magen. Ich streichel meiner Katze über's Fell.

Frühstück?

Die Katze springt vom Bett, mit einem lieben Mauz.

Ich strecke mich und denke über meine Situation nochmal nach. Moment Mal. Das kann gar nicht ich sein.

Was hier geschrieben wird, muss der Satire Künstler schreiben und nicht ich. Denn ich persönlich habe keine Katze und ausschließlich grünen Tee zu Hause.

Ha?

Wieder einen Brüller verschluckt, Hans Narla?

Jetzt wird's anstrengend und bekloppt.

Ich entscheide mich, der Satire Künstler zu sein, denn ich liebe Katzen.

So, Satire Künstler, wie heißt du?

Erwin.

Oh.

Und die Katze?

Edwina.

Oh.

Wieder einen Brüller runter geschluckt!

Haben wir eine Persönlichkeitsstörung, Hans Narla?

Und du? Erwin mit der Katze Edwina?

Sehr wahrscheinlich!

Und?

Wer sind wir jetzt?

Oh!

Das berühmte majestatis pluralis, sehr ehrenvoll!

Aber natürlich, denn wir sind ja Satire Künstler!

Ich brauche einen Kaffee mit Milch und Zucker.

Schau mal nach, ob du grünen Tee da hast und fütter erstmal die Katze, denn die ist jetzt juckig auf Frühstück.

Ok?

Der Satire Künstler schwingt sich aus dem Bett, die Katze flitzt in die Küche. Erwin macht ihr eine Dose Tunfisch auf. Sie schnurrt beim Essen.

Und ich?

Fragt Erwin sich.

Er öffnet den Küchenschrank.

Oh.

Endlich schluckt er sein Grinsen nicht herunter.

Kaffee für eine Tasse.

Ein halbes Kilo Zucker.

Im Kühlschrank ein Tropfen Milch für den abgerundeten Geschmack.

So. Hans Narla. Jetzt müssen wir Mal Tacheles reden. Du warst doch der die das mit dem Grünen Tee und ich der mit dem Kaffee.

Stimmt.

Du hast deinen süßen Kaffee schon runter geschluckt. Mach dir einfach noch einen. Ich mache mir jetzt einen kalten grünen Tee.

Kalt?

Ja. Ich habe kein heißes Wasser.

Boah, muss ich mich da verschlucken. Wo lebst du denn?

In einem psychiatrischen Wohnheim.

Bitte, Hans Narla, frag nie wieder ob wir eine Persönlichkeitsstörung haben, denn die hast ja wohl du.

Ich komme mit meiner Erkrankung klar, kommst du mit deiner Satire Kunst klar?

Joah. Irgendwie schon. Ich mache mir noch einen Kaffee.

Du machst mich neidisch.

Warum, wir sitzen doch beide quasi im Bett und schreiben. Und! Du hast kalten grünen Tee. Und! Dein psychiatrisches Wohnheim hat nachts kein heißes Wasser. Das ist doch das beste zu Hause auf Erden!

Du machst Witze!

Ja. Da muss ich richtig bei schlucken.

Niiiiiicht witzig!

Hast du wenigstens Zucker?

Auch nicht.

Das tut mir leid!

Oh. Ich sehe gerade, es ist fünf Uhr. Ich darf mir jetzt heißes Wasser machen. Und Süßstoff gibt's jetzt auch.

Seltsames Wohnheim.

Nee, nee. Alles ober korrekt!

Ja, klar.

Was machen wir nach deinem heißen, süßen Tee?

Über dieses majestatis pluralis reden. Denn du redest mit dir selber.

Aber ich habe doch keine Katze.

Jetzt wird's kompliziert. Ich übernehme!


Die Küche war die Treppe hinunter, im Erdgeschoss. Ich war verwirrt. Hatte ich schlecht geträumt? Wer waren denn bitte Erwin und Edwina? Ein Satire Künstler und eine Katze mit Anflügen von majestatis pluralis? Seltsam. Erstmal nach Zucker suchen. Keiner da. Süßstoff? Ja. Immerhin. Heißes Wasser kochen, Tee aufgießen. Während der Wasserkocher das Wasser erhitzte, lehnte ich mich an die Küchenzeile und ließ den Traum Revue passieren. Seltsam. Ich hatte den Eindruck seit ein Uhr wach gewesen zu sein. Und nun war es fünf? Hatte ich geschrieben den ganzen Morgen? Ich musste an Edwina die Katze denken und ihr Frühstück bei Erwin. Was zu beißen gab es bei mir erst ab Viertel vor acht. Also den Hunger runterschlucken und süßen, grünen Tee trinken. Mit der Tasse in der Hand wieder ins Zimmer. Mein Handy lag noch auf dem Bett. Es war eingeschaltet. Ich laß die letzten Zeilen. Und zwar diese.


Guten Morgen, Hans Narla.


Unglaube machte sich breit. Schaffe ich mir jetzt eine Katze an und nenne sie Edwina?

Ach, nein. Ich lebe in einem psychiatrischen Wohnheim, in dem es nachts kein heißes Wasser gibt.

Soll ich den Scherz jetzt nur so halb herunter schlucken? Denn es ist ja eine Tatsache. Und dann noch in Trance diesen Text verfasst, in dem ich mir selber einen guten Morgen wünsche.

Mauz. Machte es leise hinter mir. Eine Katze? Nein. Akustische Halluzination. Oder der starke Wunsch endlich eine Katze mein eigen nennen zu dürfen?

Naja.

Vielleicht irgendwann.

Wenn es nachts wieder heißes Wasser gibt.

In einem eigenen Zuhause.

Ich nahm mir den Text auf meinem Smartphone nochmal vor. Seltsam, dass er sich mit Realität und Traum vermischte. Es war noch früh am Morgen. Also laß ich den Text, legte das Handy beiseite und schlürfte genüsslich meine gesüßten Tee. Ich musste wieder an Edwina und Erwin denken. Ich konnte nicht ergründen, wie ich diesen Text erstellt haben soll.

Halb wach, halb Schlaf, halb herunter geschluckt?

Wirklich! Sehr seltsam!

Es war ein Samstag Morgen, die Sonne schien ins Fenster hinein, welches immernoch auf kipp stand. Ich drehte mich auf dem Bett mit dem Kopf ans Fußende und ließ mir die Morgensonne ins Gesicht scheinen. Mit geschlossenen Augen ließ ich mir den Traum nochmal durch den Kopf gehen. Oder eher gesagt, ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich auf dem Smartphone den Text geschrieben hatte.

Da.

Eine dritte Person.

Eine die diese Zeilen verfasst.

Und zwar in Echtzeit.

Hans Narla! Jetzt werde nicht verrückt! Ich bin hier der Autor und trage genau deinen Namen. Denn irgendjemand gibt sich die größte Mühe hier zu schreiben und das bin ich! Jetzt verlier nicht deine Fassung, denn überall, egal ob in Gegenständen, oder in den Geschichten der Schreiberlinge, stecken Seelen und Lebensmuster. Du bist echt, Hans Narla und ich schreibe gerade über eine Seele, die an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet. Ich bin sehr ähnlich wie du. Und ich schreibe viel, um mit meiner halluzinatorischen Welt klar zu kommen. Denn sie ist oft grausam zu mir.

Nur damit du es weißt, ich heiße auch Hans Narla und sitze an einem Sonntag Nachmittag an meinem Schreibtisch und schreibe mit dem Smartphone diesen Text.

Also.

Hans Narla.

Guten Tag.

Die Sonne scheint auch bei mir.

Ja. Das Leben kann kompliziert sein. Aber man kann es sich mit etwas Disziplin auch ordentlich gestalten.

Aber Erwin und Edwina. Werde ich je wieder über euch und mich schreiben? Und, was ist mit der anderen Hans Narla in meinem Text? Ist sie gekränkt, weil sie nicht ich sein kann?

Ich jedenfalls habe heute einen großartigen Tag verlebt.

Und, so Gott will, gibt es auch ein morgen.

Wir wünschen euch jedenfalls eine herrliche Zeit auf Erden und in den Gefilden der Träume und Tagträume.


Eure Hans Narla ☺️ 


Der Junge und der alte Raucher 

Eine düstere Kurzgeschichte zum ewigen Leidensthema Rauchen.

Düster aber ehrlich.


David stand sehr früh am Morgen auf, weil sein Schmacht nach eine Zigarette ihn dazu zwang. Es war noch dunkel in seinem Zimmer und draußen. Er schaltete das Licht auf seinem Schreibtisch ein, setzte sich und drehte sich eine von seinem Tabak. Er war tierisch genervt. Dieses blöde rauchen, ich mache die Augen um vier Uhr morgens auf und bin deswegen schon komplett gerädert.

Seine Eltern schliefen noch. Sie hatten zu oft mit voller Härte gegen sein Rauchen protestiert. Er litt dadurch nicht nur unter der Nikotinsucht, sondern auch unter der Strenge seiner Eltern. Da er nicht vom Rauchen abzubringen war, duldeten die beiden seine Zigaretten, wenn er dazu in den nahen Park ginge.

Nach dem Drehen zog er sich Straßenkleidung an, um dann sein Elternhaus zu verlassen. Hinter ihrem Haus war eine kleine Brücke, über einen kleinen Graben. Direkt darüber war schon der Park. David ging jedoch noch eine Weile, bevor er seine Lieblingsbank erreichte, wo er morgens stets seine Erste rauchte.

Nach der halben Kippe würgte er vor Übelkeit.

Sein Schrei schallte durch den noch dunklen Park.

Er schmiss den Dreck auf den Boden und stampfte mit dem Fuß hinterher. Dann lehnte er sich mit verschränkten Armen nach hinten und grollte innerlich.

Plötzlich hörte er neben sich ein Räuspern.

Ein alter Herr, mit einem riesigen Schlapphut, saß auf einmal neben ihm auf seiner lieblings Raucherbank.

“Was ist los, Junge? Zu süchtig?”

Der Junge würgte hinterher und spuckte die ausgetretene Kippe an.

Relativ aggressiv antwortete er:

“Es kotzt mich an und ich kann trotzdem nicht aufhören!”

Der alte Mann sagte freundlich:

“Erstmal hörst du bitte auf so früh morgens im Park rumzuschreien. Und dann muss ich dir ein paar Dinge über Nikotinsucht erzählen.”

Der Alte nahm eine schwarze Tasche aus seinem Mantel. Darin hatte er eine Pfeife und alles was dazu gehörte. Während es sie sich stopfte und anzündete, redete er wieder freundlich weiter.

“Nikotinsucht ist eine schwere Nervenkrankheit, die sich in den Gewohnheiten und in der Psyche der Menschen verankert. Sie verändert auch den Charakter. Manche verspüren dabei Aggression, andere beruhigt es, wiederum andere sind ganz gesittet dabei. Davon weg zu kommen, ist eine Lebensaufgabe und zwar komplett. Denn es ist nicht die nächste die die Letzte ist, sondern es ist die nächste, die gar nicht stattfindet. Leider kann Nikotin aufgeben, wie bei einem trockenen Alkoholiker wirken. Einfach nie wieder anfassen und allen sagen, du seist trocken. Auch ist das Rauchen eine gesellschaftliche Angelegenheit. Man muss sich outen. Und dabei als kleiner Tipp. Man muss trotz Aufhören an der Gesellschaft teilnehmen und gut zu den Menschen bleiben.”

Während der alte Mann redete, zog er immer aus einem Mundwinkel Rauch ein und ließ sie durch den anderen wieder an die Luft.

“Paffst du nur? Das wäre doch eine Alternative!”

“Ich paffe ein bis zwei Mal die Woche, bei einer besonderen Situation wie die jetzt mit dir. Mehr nicht und das tue ich quasi schon mein Leben lang.”

Und da bist du so alt geworden? Das wäre wirklich eine Alternative für mich!”

“Junge!”, wurde der Alte leicht energisch, “Rauchen ist immer gefährlich. Du musst dich entscheiden, was für dich am besten ist. Es gibt mehrere Arten Nikotin aufzunehmen. Wie alt bist du eigentlich?”

“Wie alt bist du denn?”

“Ach, Gott, ich sterbe bald, mein Alter ist egal. Ich sag dir was, du wirkst auf mich wie sechzehn Jahre alt.”

“Das bin ich tatsächlich!”

“Dann krieg die Kurve und hör ganz auf. Wirklich. Alles was du im Leben anstellst, ist eine wahre Alternative zur Sucht!”

Der Junge schaute blöd aus der Wäsche.

“Alles?”, fragte er erstaunt.

“Wenn Du diese Aussage von mir richtig begreifst, dann schaffst Du locker den Abschied von der Nikotinsucht!”

“Und warum hast Du es nicht geschafft, wenn das so einfach ist?”

“Ich habe mich schon als junger Mann entschieden, nur ein bis zwei Pfeifen am Tag zu rauchen, dabei war mir komplett gleichgültig, wie alt ich werde. Doch ich erwähnte ja bereits, dass ich bald nicht mehr am Leben sein werde.”

“Das tut mir leid!”, sagte der Junge, während er seine Taschen nach einer weiteren Zigarette durchsuchte.

“Das muss es nicht, Junge! Ich habe trotz Rauchen ein stattliches Alter erreicht. Ich habe eine Bitte an dich. Du bist noch sehr jung. Du hast dein ganzes Leben vor dir. Hör einfach auf mit Nikotin und mach was tolles aus deinem Leben. Du hast noch alles vor dir, was du dir wünschen kannst. Tust du mir den Gefallen?”

Der Junge räusperte sich verlegen. Er faltete die Hände, wie zum Gebet und antwortete zögerlich:

“Ja! Ich will es tun!”

Der Alte stand auf, reckte seinen Rücken und ging mit den Worten:

“Besuch mich Mal auf dem Friedhof. Es würde mich glücklich machen.”

Noch hundert Jahre Menschheit 

Ein Essay um zu beschreiben, dass das Leben auf dieser Erde höchst sensibel sein kann. Eigentlich wollte ich den Titel wählen "Die Menschheit stirbt nie", aber Katastrophen der Vergangenheit auf der Erde, haben bewiesen wie sehr wir alle auf uns, unsere Mitmenschen und die Erde aufpassen müssen.

Oder "Die Menschheit stirbt nie"

Hans Narla Grimmsmann


Wo fing es an?

Matthias Wecker klingelte an einem Sonntag. Eigentlich war es nicht seine Art an einem freien Tag nicht auszuschlafen. Er hatte sich mit seiner Freundin zu einem üppigen Frühstück verabredet. Sie wollte die ganzen Leckereien mitbringen, die sonst bei ihnen nicht auf den Tisch kamen. Er hatte sich bereit erklärt die frischen Brötchen zu holen. Matthias freute sich sehr auf das späte Frühstück und hatte eine kleine Überraschung dafür organisiert.

Nach einer kurzen Dusche zog er sich an. Auf dem Weg zum Bäcker spürte er schnell dass er die falsche Jacke angezogen hatte, doch er hatte keine Lust umzudrehen, ausserdem war der Bäcker nicht wirklich weit entfernt. Es war Januar. Normalerweise hätte er am Vorabend in die Wetterapp geschaut, doch der plötzliche Frost überraschte ihn an jenem Morgen.

Es waren nicht viele Kunden vor ihm, also kam er schnell dran, bezahlte die Brötchen, freute sich dass sie beim Kauf noch warm waren und machte sich zügig auf den Weg nach Hause.

Er lebte in einer ein Zimmer Wohnung, die er sich endständig schön eingerichtet hatte. Matthias hatte sich schon in seiner Ausbildung fest vorgenommen wohnlich stehen zu bleiben. Er wollte nicht heiraten, nicht mit jemandem zusammen wohnen und schon gar nicht Kinder in eine Welt setzen, die eindeutig vom Teufel persönlich regiert wurde. Wohl eher Aberglaube, das wusste er.

Manche Dinge für das Frühstück hatte er standardmäßig da. Er deckte den Tisch ein, stellte eine einzelne Kerze in die Mitte und zündete sie an. In dem Moment klingelte seine Freundin an der Tür. Glücksgefühle kribbelten seinen Bauch. Er liebte sie abgötisch. Er nahm ihr den Beutel mit den Lebensmitteln ab. Dann umarmten sie sich lange.

Der Tisch war dann schnell zuende gedeckt. Matthias grinste. Hanna fragte warum er so breit lächelte.

"Ich habe eine Überraschung für uns."

Sagte er. Dann ging er an den Kühlschrank. Für einen kurzen Moment überkam ihn ein Schauern, doch er tat es schnell wieder ab. Zu sehr freute er sich auf die Leckerei. Als er sie seiner Freundin auf den Tisch stellte, bekam sie leuchtende Augen.

"Das ist nicht dein Ernst! Das kann sich doch kaum jemand leisten!"

"Ich habe ein wenig gespart dafür."

In einem kleinen Glas war eine nicht gerade kleine, ganze Trüffelknolle. Das Frühstück genossen die beiden, als hätten sie ihr Leben lang gehungert.

Doch die Trüffelknolle hätten sie sich vielleicht sparen sollen.



Fünf Jahre später

Der Supermarkt war keine nennenswerte Quelle mehr. Regelmäßig war Jens durch das riesige Loch in der Scheibe gestiegen um sich wieder einen Vorrat an Konservendosen nach Hause zu schaffen. Auch die anderen Supermärkte in dem kleinen Städtchen waren nicht mehr lonenswert anzusteuern.

Jens hatte seit wenigen Jahren keinen anderen Menschen mehr gesehen. Den Ausbruch der Pandemie vor fünf Jahren hatte die Menschheit anfänglich in den Griff bekommen, doch eine aggressive Mutation des Virus hatte neunzig Prozent der weltweiten Bevölkerung dahin gerafft. Warum wenige Hunger, Seuchen und den mutierten Virus überlebt hatten, konnte niemand mehr erklären, oder feststellen. Das einzige, was Jens jedoch wusste, er war nicht ganz allein.

Über ein kleines Funkgerät, das Strom aus einer Autobatterie bezog, hatte Jens Kontakt zu einer einzigen weiteren Person. Doch die Frau war zu weit entfernt um sich auf den Weg zu machen.

Langsam musste er eine neue Solarzelle besorgen. Zwar hatte er dem einzig verbliebenen Mitmenschen über Funk gesagt, dass seine Anlage reparaturbedürftig sei, dennoch war der Kontakt abrupt abgebrochen. In seiner heimatlichen Umgebung gab es kaum noch etwas, was er zur Reparatur nutzen konnte, geschweige denn Nahrung. Samen für ein Gemüsebeet hatte er jedes Jahr erfolglos eingepflanzt. Warum die Setzlinge nicht mehr keimten, konnte er sich nicht erklären.

Am Abend setzte er sich im Sonnenuntergang auf den Balkon, zündete sich die letzte Pfeife an und öffnete sein letztes Bier. Es wurde Zeit die Sicherheit zu verlassen.

Doch Furcht keimte in ihm auf.

“Rationalität!”, ging es ihm durch den Kopf.

Er stellte sich gerade, mit den Füßen zusammen hin, hielt seine inneren Handflächen vor sein Gesicht und stellte sich eine einzige Frage im Geiste. Was erwartet mich, wenn ich diese jetzige Sicherheit verlasse?

Wölfe gab es zur genüge. Diese hatten sich schon in den leeren Ortschaften ein zu Hause gemacht. Wahrscheinlich waren es schon so viele, dass auch die Wälder voll von ihnen waren. Bären waren Einzelgänger. Vor ihnen hatte er den höchsten Respekt. Wölfe ließen ihn in Ruhe, solange sie keinen Hunger hatten, doch Bären waren unberechenbar. Gerade wenn sie die Vorräte gewittert haben.

Flora und Fauna hatten sich über Jahre fast alles zurück geholt. Der Geländewagen, den Jens sich aufwendig gesichert hatte, war gestopft voll mit Vorräten und ausreichend Wasser. Zusätzlich war ein Sprechfunk Gerät eingebaut, doch er hatte wenig Hoffnung noch jemanden anderes in der postapokalyptischen Einöde zu entdecken.

Die Straßen waren marode geworden.

In seinem Unterschlupf ließ er nur seine Sicherheit zurück, die er fünf Jahre genossen hatte.

Sein Weg führte gen Westen. Denn er wollte irgendwie England erreichen und dann mit einem Schiff nach Island. Dort erhoffte er sich Menschen zu finden. Und ein unermessliches Vorkommen an Samen in einem Bunker. Der Bunker war bestimmt gesichert, doch es gab einen Grund auf Mitmenschen zu hoffen, denn die einzige Stimme über Funk hatte immer nur wieder von diesem Plan geredet. Doch der Empfang war viel zu abgehackt, um deutlich Informationen zu erhalten. Immer wieder hörte er die weibliche Stimme ihren Namen nennen. Doch ob die Stimme aus Island kam, hatte er nie ergründen können. Er folgte seinem Instinkt.



Die Reise

Jens musste seine höchste Achtsamkeit auf drei sehr kostbare Dinge legen. Sein Jagdgewehr und die Anzahl der Patronen, den Treibstoff und die Vorräte inklusive Wasser. Nachts schlief er im geschlossenen Heck des Geländewagens, auf seinen Habseligkeiten. Er hatte eine Matratze darauf gelegt und schlief in einem Schlafsack, welcher sehr tiefe Minusgrade aushielt.

So viele wilde Tiere dass er hätte nur noch in Sorge leben müssen, waren nun doch nicht unterwegs. Da er nur begrenzt Platz für Vorräte hatte, musste er sehr akribisch bei jeder einzigen Möglichkeit anhalten, um wieder das einzusammeln, was er kriegen konnte.

Werkzeug zum Reparieren des Geländewagens hatte er ja auch noch dabei.

Jede Nacht suchte er sich eine Stelle, wo der Wagen sicher stehen konnte, zum Beispiel meidete er es in der Nähe von Abhängen zu nächtigen, oder sich irgendwo unterzustellen, wo Dinge herunter fallen könnten.

Wenn er einen großen Vorrat an Nahrung und Wasser fand, machte er ein paar wenige Tage eine Pause um sich von dem anstrengenden fahren des Geländewagens und den maroden Straßen zu erholen.

Jeden Abend betete er, dass der Tunnel unter dem Ärmelkanal von Frankreich nach England, den eigentlich eine Eisenbahngesellschaft genutzt hatte, noch frei sei und kein Zugwrack den Weg versperrte. Die Reifen des Geländewagens waren jedenfalls weit genug auseinander, um auf dem Gleisbett fahren zu können.

Als er Callais in Frankreich erreichte, bot sich ein schauriger Anblick. Hier war so gut wie nichts mehr an Zivilisation wiederzuerkennen. Alle Gebäude waren zugedeckt von Wucherpflanzen. Nirgendwo konnte er eine Möglichkeit erkennen noch einmal seine Vorräte aufzustocken. Bis hierhin hatte sein Treibstoff noch gereicht, doch die Autos waren vollkommen verrostet und die Tankstellen unbegehbar, geschweige denn die Zapfsäulen zu erreichen.

Endlich entdeckte er einen Lastwagen, dessen Lack ihn immernoch vor Rost schützte. Als er den Treibstofftank untersuchte atmete er erleichtert auf. Er war randvoll.

Er zapfte sich genug ab um seinen Geländewagen mit dem Treibstoff zu befüllen. Dann hatte er noch zwei Kanister mit jeweils fünfzig Liter, doch der Tank des Lastwagens gab nur genug her, um den zweiten Kanister halb zu befüllen. Damit sollte es aber bis nach England reichen.

Nun machte er sich in der verfallenen Stadt auf den Weg, den Tunneleingang zu suchen, der unter dem Ärmelkanal zur Insel führte. Doch es dämmerte bereits. Er musste einen Platz zum nächtigen suchen. Die Wölfe, die sich massiv schnell über die letzten fünf Jahre ausgebreitet hatten, ignorierten ihn überwiegend, doch ab und zu wurden sie feindselig, gerade wenn sie Hunger hatten. Nicht immer konnte Jens Warnschüsse abgeben, denn er brauchte seine Patronen um zu jagen.



Der Tunnel 

Am nächsten Morgen wurde er von Vogelgezwitscher geweckt. Er riss die Augen auf. Vögel! Normalisiert sich die Erde? Diesen Vogelgesang hatte er in all den fünf Jahren nicht gehört. Die Sonne stand noch gar nicht am Horizont. Er stieg aus dem Schlafsack. Als er die Tür des Geländewagens öffnete, wurde das Gezwitscher noch intensiver. Er hatte ein friedliches Lächeln auf den Lippen. Als er mit dem Fernglas einen kleinen Vogel in einem Baum entdeckte, musste er stutzen. Denn diese Art Vogel hatte er noch niemals in seinem Leben gesehen. Er hatte ein solch buntes Gefieder, dass es fast in der aufgehenden Sonne glitzerte. Er schnappte sich eines seiner vier Tagebücher mit Ledereinbänden und notierte sich nach einer detaillierten Zeichnung des kleinen bunten Vogels jeden Zusammenhang, den er sich denken konnte, warum plötzlich solche Vögel auftauchen. Gespeicherte Kernmutationen, die am Anfang einer wärmeren Jahreszeit entpuppt und wächst, Strahlung, die ein Ei konserviert und es zu solch einer Jahreszeit schlüpfen lässt und so weiter. Eine konkrete Erklärung hatte er nicht. Über dieses Phänomen würde er noch lange grübeln.

Doch den Tunneleingang, der unter dem Ärmelkanal nach England führt war nun das wichtigste des Tages. Mit dem dumpfen Gefühl die seltsamen Vögel haben mit dem jetzigen Dasein von Menschen zu tun, die ein Forschungslabor betrieben, packte er den Wagen und setze sich mit einem Seufzer an das Steuer.

Mit einem Schock stellte er fest, dass die Zündkerze ausgetauscht werden musste. Schlagartig zählte er im Geiste durch. Es war nur noch eine tauschbare da. Sollte er nun erstmal in der völlig überwucherten Stadt nach Zündkerzen suchen, oder es riskieren in England keine mehr zu finden? Die Frage erübrigte sich natürlich fast mit einer eigenen Antwort inne. Natürlich musste er vielleicht wenige Tage in Kauf nehmen, um komplett neue Zündkerzen zu finden. Im selben Moment überlegte er, wieso schon nach fünf Jahren eine so große Stadt wie Callais so extrem überwuchert sein konnte. Es waren ja nicht nur die Pflanzen, die sich vieles zurück erobert hatten, sondern der Verfall der Gebäude und die völlig verrosteten Autos, ließen ihm ein Rätsel der Zeit übrig. Zusätzlich und noch viel mehr wunderte er sich über einen Lastkraftwagen, der keinen Rost aufwies und so viel Treibstoff hergab, dass sein Herz vor Freude höher schlug. Plötzlich ein Geräusch aus der Tankstelle.

“Ey!”, brüllte eine weibliche Stimme.

Als Jens sich umdrehte, war eine Handfeuerwaffe auf ihn gerichtet.

“Ganz alleine?, fragte Mathias mit kräftiger Stimme.

“Nein!”, brüllte die Frau etwas unsicher.

Mathias hob langsam die Hände über den Kopf.

“Haben Sie eine Waffe?”, fragte die Frau mit mehr Sicherheit in ihrer Stimme.

“In meinem Wagen. Ein Gewehr.”, antwortete Mathias.

“Lassen Sie ihre Hände über dem Kopf! Ich durchsuche Sie jetzt!”

Die Frau näherte sich langsam Jens. Er konnte sich ein leichtes Lächeln auf den Lippen nicht verkneifen. Cool bleiben war hier angesagt, auch die Frau näherte sich völlig entspannt Jens. Als als sie hinter ihm angekommen war, drückte sie ihm die Waffe an den Rücken und durchsuchte ihn nach Waffen, doch er hatte nur notwendige Gegenstände in seinen Taschen.

“Was wollen Sie von mir?”, fragte Jens.

“Wo wollen Sie hin?”

Mathias zögerte. Sollte er ihr wirklich sagen was sein Ziel war? Es war extrem gefährlich geworden in dieser Zeit, in der er seit Jahren keinen einzigen Menschen gesehen hatte.

“Sind Sie Ella?”

“Mathias! Du? Endlich haben wir es geschafft!”

“Du musst mir etwas mitteilen, Ella! Warum steht hier ein Lastkraftwagen, völlig unbeschadet mit einem vollen Tank? Es gibt ein Geheimnis, welches Du mir niemals mitgeteilt hattest. Gibt es noch mehr Menschen?”

“Wo willst Du hin, Jens?”

“Ich will in den Norden Englands und dann rüber nach Island. Dort soll es unerschöpfbare Reservern an Saatgut geben.”

“Ja, Mathias, und nicht nur das. Es gab vor der Seuche ein Geheimprogramm, welches weltweit viel Jahre schon Bestand gehabt hatte. Auf Island lebt ein nicht geringer Teil der Erdbevölkerung und sie wächst stetig weiter. Wir können jemanden wie dich gut gebrauchen!

Ella ließ sichtbare ihre Waffe sinken. Die beiden fielen sich in die Arme.


Fortsetzung folgt.



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